Divide et Impera

7. Mai 2016

Die Bürgerbefragung zur Zukunft der Bonner Bäder ist beendet. Die telefonisch Befragten haben sich mehrheitlich für das Veränderungsmodell entschieden, das Bad Godesberger Kurfürstenbad soll dafür geschlossen werden.

Ergebnis Informationsphase (Link Stadt Bonn )
Ergebnis Bürgerbefragung (Link Stadt Bonn)

Die am 02.07.2013 von der Stadtverwaltung ausgegebene Beschlussvorlage document-2953756 DS1312181 (120.9 KiB) wird am 17.07.2013 im Sportausschuss sowie im Bürgerausschuss beraten, bevor am 18.07.2013 der Bonner Rat darüber abschließend entscheided.

Hier muss man wieder auf die kürzlich vorgestellte Infas-nhi²-Umfrage verweisen (siehe auch Von Wichtigkeit und Zufriedenheit), nach der knapp zwei Drittel der Bonner für den Erhalt der Bonner Bäder sind, selbst wenn dafür an anderer Stelle gespart werden müsste.

Infas nhi² – Schwimmbäder

Welche Schlüsse kann man nun aus der Verknüpfung der beiden Befragungen ziehen?

1. Im Grunde sollen alle Bäder erhalten bleiben und für die unterschiedlichen Zwecke, wie Schulschwimmen, Vereinsschwimmen und natürlich zum Schwimmen für die Bürgerinnen und Bürger, zur Verfügung stehen.

2. Der Bürger ist nicht gewillt, die erhöhten Eintrittspreise im Bestandsmodell zu zahlen und wählt dabei nach dem Sankt-Florians-Prinzip ein Bad zur Schließung aus.

Ein Widerspruch? Nein, kein Widerspruch! Die unterschiedliche Aussage wird ausgelöst einzig durch die Fragestellung in der Bürgerbefragung, die keine wirkliche Alternative und Beteiligung zuließ. Weder ging man auf die vielfältigen Vorschläge der Schwimmvereine ein, durch Übernahme von Bädern u.ä., die Kosten zu reduzieren, noch auf die Probleme, die die Schließung eines weiteren Bades nach dem Viktoriabad hervorruft.

Stattdessen wurden die Bürgerinnen und Bürger in der Befragung von der Politik nach dem Prinzip “Divide et Impera”, “Teile und Herrsche” auseinanderdividiert. Viele Fragen wurden im Vorfeld nicht bzw nur ungenügend beantwortet, so die Fragen, wie das Schulschwimmen für die Kinder im betroffenen Stadtbezirk gewährleistet und wie eine Verlagerung des Vereinsschwimmens gestaltet werden soll.

Weitere Bäderschließungen sind besonders auch vor dem Hintergrund des Bevölkerungswachstums in Bonn ein kommunalpolitischer Irrweg. Bis zum Jahr 2030 wächst die Bevölkerung in Bonn um über 11%, wie der Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) prognostiziert.

(c) IT.NRW – Entwicklung Bevölkerung Bonn bis 2030

Die Bürgerinnen und Bürger brauchen deshalb wahrhafte Alternativen für Ihre Entscheidungen, nicht Pest oder Cholera wie im vorliegenden Fall. Sportstätten und Schwimmbäder sind das 4. wichtigste Thema für die Bonner Bürgerinnen und Bürger. Und die Unzufriedenheit mit der Ausstattung ist bereits jetzt außerordentlich groß. Lesen Sie dazu auch Über die Schwierigkeit zu teilen und Von Wichtigkeit und Zufriedenheit.

Der Bonner Sport spricht sich auch weiterhin für den Erhalt und die Sanierung aller Bäder aus und wird alle demokratischen Rechte nutzen, eine Bäderschließung zu verhindern. Ein Bürgerbegehren zum Erhalt und Sanierung aller Bonner Bäder wird unterstützt.

Update:

Pressemitteilung Stadtsportbund Bonn zum Ergebnis Bäderbefragung document-2953756 PM SSB Nr 2 Vom 2.7.2013 (62.7 KiB)

Die Gemeinschaft der Schwimmsporttreibenden Vereine in Bonn bedauert das Ergebnis der Bürgerbefragung zu Gunsten des Veränderungsmodell sehr.

Jegliche Badschließung wird zu einem weiteren erheblichen Einschnitt für den Bonner Schwimmsport führen. Dabei ist es völlig egal, welches Bad geschlossen wird. Bei Schließung des Kurfürstenbades würde dies, beim Internationalen Godesberger Schwimmverein seit 2010 bereits zum zweiten Mal, zu erheblichen Einschnitten führen.

Es ist sehr fraglich, ob dies der Verein überstehen kann. Bei der Schließung des Viktoriabades 2010 war der Verein am stärksten betroffen und musste auf einen Großteil seiner Trainingszeiten ganz verzichten oder in Schulbäder verlegen. Einen besonders guten Namen, weit über die Stadtgrenzen hinaus, hat der Verein im Bereich des Synchronschwimmens. Er richtet mit den German Open eine der größten Veranstaltungen dieser Sportart weltweit aus.

Auf Grund ihrer guten Talentförderung im Synchronschwimmen ist der Verein Landesleistungsstützpunkt. Sollte der ISV von der “Bildfläche“ verschwinden, fehlt eine weitere Möglichkeit im Stadtbezirk zur sozialen Einbindung und Integration besonders junger Menschen.

Selbstverständlich kann sich der ISV der Solidarität aller Schwimmvereine sicher sein. Stadtverwaltung und Politik sollten unverzüglich Kontakt mit den Schwimmvereinen aufnehmen, um umsetzbaren Lösungen für die Vereine, aber auch für das Schulschwimmen und den Gesundheitssport zu erarbeiten.

Für den Stadt Schwimmverband
Ute Pilger