Der Steilpass – Die Entscheidungen – Mai 2014

20. Oktober 2014

An einen Chronisten des Geschehens rund um den Fußball stellt der Mai hohe Ansprüche. Es gibt Entscheidungsspiele ohne Ende. Da geht es um Meisterschaften, Abstiege, Relegationen, Pokale, Euro-League und Champion’s League. Vorher muss ich einen Fehler im letzten Steilpass korrigieren, auf den mich Freund Karl-Heinz aus Fuerteventura aufmerksam machte. Der Spieler Bale kam von Tottenham und nicht von Liverpool zu Real Madrid. Mit seinem Siegtor zum zwischenzeitlichen 2 : 1 gegen Atlético de Madrid rechtfertigte er die 100 Mill. € Transfersumme, wenn man so etwas überhaupt rechtfertigen

kann.

Wir haben uns im Fußball an Kommentatorenpärchen gewöhnt: Opdenhövel – Scholl oder Welke – Kahn. Jetzt kam bei Kabel 1 mit Fuß – Magath ein drittes Pärchen hinzu, das sich noch einspielen muss. Das Euro-League Finale in Turin: Benfica Lissabon – FC Sevilla 2 : 4 nach Elfmeterschießen animierte sie zu einen grammatikalisch interessanten Dialog: Reporter: “Schauen Sie genau hin”. Magath: „ Ich schaue genau hin. Genauer als genau geht nicht“. Wo er Recht hat, hat er Recht. Später wollte Germanist Michael Ballack dagegen nicht abfallen. Mit der Bemerkung „ Racitic (Spieler Sevillas) wurde gesandwicht“, leistete er einen

wichtigen Beitrag zur Förderung der deutschen Sprache.

Benfica konnte sich von Bela Guttmanns Fluch nicht befreien. Prophet Bela gewann mit Benfica 1961 und1962 den Europapokal der Landesmeister ( = heutige Champion’s League). Seiner Bitte nach einer Gehaltserhöhung kam der Verein nicht nach. Daraufhin prophezeite der zu Recht verärgerte Guttmann, dass Benfica die nächsten 100 Jahre keinen Europapokal

mehr gewinnen würde. Inzwischen sind tatsächlich 52 Jahre ins Land gegangen.

Fußball kann extrem ungerecht sein. Beim deutschen Pokalendspiel gewann nach 90 Minuten Borussia Dortmund mit 1 : 0. Aber Schiedsrichter Florian Meyer hat dem BVB das Tor geklaut. In der Verlängerung gewannen dann die Bayern aufgrund ihres „Bayern-Dusels“, der schon viele Zeitgenossen in die Raserei getrieben hat, und einem überragenden Robben mit 2 : 0. Erschreckend mit Blick auf die WM in Brasilien war für mich die Rückentwicklung von Mario Götze in München. Finanziell hat er sich verbessert, sportlich nicht. Es fiele nicht auf,

bliebe er zuhause.

Aufgefallen sind mir die vielen Fußkrämpfe der Münchener. Vielleicht haben sie doch nicht so gut trainiert, wie Sammer es uns weis macht. Die Dortmunder hatten diese Probleme nicht. Vereinsarzt Müller-Wohlfahrth war deshalb gegen Ende des Spiels ständig auf dem Platz. Belá Réthy hätte sicher wieder eine Anamnese gesehen. Reporter Simon beschrieb es

einfacher: „ Müller-W. hat laufend öffentliche Sprechstunde.“

Er erklärte mir auch den Sinn des Spruches: „ Voll auf die 12“. Bisher dachte ich an eine für Männer empfindliche Stelle unterhalb des Bauchnabels. Da Torwart Weidenfeller beim Pokalendspiel den Ball aber voll mittig ins Gesicht bekam, hat er die 12 nach oben verschoben, in die Bayerns Müller getroffen hat. Kann mir jemand erklären, wo die 12 nun

wirklich anzusiedeln ist?

Trainer Klopp brachte alle hinter sich, die in Bayern-Spieler Dante einen robusten Fußballer sehen. „ Wenn ein Spieler wie Dante mit dem rechten Bein auf der Linie steht, dann müsste er schon – wenn es kein Tor war – dem Cirque du Soleil angehören“, also kein Fußballer, sondern Artist sein. Diese Form von Circus wurde 1984 in Montreal von einem Straßenkünstler gegründet. Heute gibt es unter diesem Logo 1300 Artisten in 50 Ländern. Die vielen Entscheidungen, die anliegen, können einen schon verwirren. Okka Gundel (WDR) ging es so bei einer Veranstaltung in der hiesigen Basketballhalle der Telekom Baskets. Zuerst sprach sie von einer imponierenden Halle für Fußballprofis, dann verwechselte sie die Telekondomhalle ( die ist in einem anderen Viertel) mit der

Telekomhalle.

Die Relegationsspiele rauf und runter schenke ich uns. Dafür war aber das Madrider Lokalderby Real vs. Atlético ein Champion’s Ligafinale wie man es gerne sieht. Mit Sevilla und Real ( 1 : 4 nach Verl.) haben spanische Mannschaften sich an die Spitze gesetzt. Die Kehrseite der Medaille: Die spanischen Profimannschaften schulden dem Staat mehr als 770

Millionen Euro Steuern.

Eines wurde deutlich. Schiedsrichter sind auf Zeit und auf einem für alle überschaubaren Territorium die absoluten Herrscher. Dagegen war Ludwig IVX ein aufgeklärter Demokrat. Den einen (Dortmund) klauen sie ein Tor, bei den anderen (Real M.) lassen sie solange spielen, bis sie den Ausgleich geschossen und damit eine Verlängerung erzwungen hatten.

Früher gab es das nur in Kaiserslautern. Man muss das im Auge behalten.

Über weite Strecken auch sehr ansehnlich war das Champion’s League Endspiel der Frauen. So kamen wir mit den Damen des VfL Wolfsburg ebenfalls zu einem CL-Sieger ( 4:3 gegen Tyresö, Schweden). Man konnte einen direkten Vergleich zwischen den Geschlechtern ziehen: Männer drücken sich vor dem Spiel bei der Platzwahl und hauen sich anschließend während des Spiels erbarmungslos um. Frauen sind da ehrlicher. Sie drücken sich nicht, sondern geben sich distanziert. Danach hauen sie sich anschließend während des Spiels

genauso erbarmungslos um. Das hat mir gut gefallen.

Glaubt man, um den Blatter Sepp würde es etwas ruhiger, dann schickt er wieder eine Provokation von den Schweizer Bergen in die deutsche Ebene. Nachdem er erkannte, dass es im Sommer in der Wüste Katars besonders heiß ist und dieses Wissen bereits bei Grundschülern zur Allgemeinbildung gehört, schiebt er jetzt den „wahren“ Grund nach. So wie deutsche Firmen seiner Meinung nach Schuld an den Verzögerungen bei den Stadionbauten in Brasilien haben, ist Deutschland Schuld an der WM-Vergabe für Katar. Man habe politischen Einfluss ausgeübt. Große deutsche Firmen sind in Katar mit Aufträgen zugange, die nichts mit der WM zu tun hätten. Die hätten für Katar Druck gemacht. Blatter ist schlau. Er will wiedergewählt werden. Häufen sich aber derartige Sottisen, dann werden auch die Umschläge mit den Scheinen unter der Tür am Abend vor der FIFAPräsidentenwahl

ihm nicht mehr helfen.

Über ein pikantes Urteil aus den USA werden wir hoffentlich laufend unterrichtet. Dort bestätigte ein Berufungsgericht in Ohio, dass ein Mann während der nächsten fünf Jahre keine weitere Kinder zeugen darf. D.h. er darf schon, nur nicht mit dem positiven Ergebnis neuer Kinder, weil er der Zahlung von 73.000 € Unterhalt säumig ist. Als katholischer Priester wäre er jetzt in der Mehrzahl der Fälle fein heraus – nehmen wir einmal in der Mehrzahl der Betreffenden an; gleiches gilt für den Gebrauch von Verhütungsmitteln. Was ist aber, wenn seiner Lebensabschnittsgefährtin die Meinung des Gerichtes gleichgültig ist? Ist das dann vorsätzliche Zeugung oder nur Beihilfe ? Gibt es das überhaupt bei diesem Vorgang? Geht er

dann in den Knast? Juristen mögen mir ihre Einschätzung dazu mitteilen.

Siegbert Heid, 29.05.14
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