Sehr gefreut hat mich die Zuschrift meines Lesers Clemens. Er würde, gäbe es die Möglichkeit, meine Steilpässe abonnieren. Das ist ermutigend.
Uns Männern ist bekannt, Vollgas vor dem Tanz, hebt die Stimmung und den [Piep], na, Sie wissen schon. Nicht so bei Jürgen Alzen, Rennfahrer in der VLN-Langstreckenmeisterschaft. Vor dem 5. Lauf auf dem Nürburgring haderte er mit einer Entscheidung des Veranstalters, Geschwindigkeitsbeschränkungen auf dem Ring einzuführen. „Wo wir früher mit 325 km/h drüber genagelt sind, sollen jetzt 250 genug sein. Ich bin keine Conchita-Bockwurst und steige aus“. Die Nachricht mit der Geschwindigkeitsbegrenzung auf einer Rennstrecke passt eigentlich zum 1. April, stammt aber vom Juli 2015. Das ist einmal mehr so irre, dass man es festhalten muss, auch wenn ich mit denen, die im Kreis herum fahren, nichts gemein habe.
Die Zeit ohne Fußball ist keineswegs die Zeit ohne Komik. Um nicht missverstanden zu werden, erzähle ich erst einen Witz: Ein Rabbi und ein Pfarrer sitzen zusammen im Flugzeug. Die Stewardess bietet ein Glas Whisky an, das der Rabbi dankend annimmt. Der Pfarrer aber lehnt ab und sagt: „ Vielen Dank, aber als Vertreter des katholischen Glaubens darf ich weder Alkohol trinken, noch Geschlechtsverkehr ausüben“. Daraufhin ruft der Rabbi die Stewardess noch einmal zurück und sagt: „ Verzeihung Madame, ich wusste nicht, dass ich die Wahl hatte“. Vielleicht vermag ich meinen NSA-Überwacher damit am ehesten von meinen friedlichen Absichten zu überzeugen.
Da die Fußballersprache gelegentlich militärisch ist ( Kanone oder „Deutsche Panzer“, wenn in italienischen Gazetten von der National-„Mannschaft“ die Rede ist etc. ) und mein Ami im Zweifelsfall von Fußball keine Ahnung hat, ist der Hinweis notwendig, um nicht in einem Foltergefängnis zu landen. Es zeigte sich, da ist man schneller drin, als man auf drei zählen kann.
Bedingt durch die Julihitze sendete der SWR folgenden Verkehrshinweis: „Die Autobahn zwischen Karlsruhe-Durlach und Karlsruhe-Rüppurr ist in beiden Richtungen wegen Durchfalls gesperrt“. Rüppurr ist mitnichten durchfallanfällig. Ich kenne mich da aus, weil ich in Rüppurr aufgewachsen bin. Vergeblich hatte ich auf einen erklärenden Hinweis gehofft. Hoffentlich hat sich das inzwischen bei den Betroffenen geregelt.
Ins Schwitzen kam jüngst eine Nachwuchsjournalistin des WDR. Ihr war die Aufgabe übertragen worden, über den jüngsten Campingbericht der Landesregierung einen kleinen Bericht zu machen. Den brachte sie. Der Moderator unterbrach sie nicht. Das verunsicherte sie. Sozusagen als Praline in ihrem Bericht sagte sie zum Schluss: „ Und ein Camper kam aus der Karibik“. „ Wie, ist der mit dem Wohnwagen gekommen ?“, quälte sie der Moderator, bevor der diensthabende Regisseur sie mit Musik und Verständnis aus der Schusslinie brachte. Die werden vielleicht nicht Freunde fürs Leben.
Wie nahe wir Badener dem guten Essen verpflichtet sind, zeigte ungewollt jüngst der Sportredakteur des Freiburger „Stadtkuriers“. Die Frage „Wer wird Champion ?“ geriet ihm zur Frage: „Wer wird Champignon ?“
Was man alles mit Floristinnen machen kann, fand dagegen die „Passauer Neue Presse“ heraus. Sie titelte „Blumenkästen mit Floristin bepflanzt“. Alles aber übertraf der „Sonntag Aktuell“ mit seiner Erläuterung zum Sommer: „ Die Sonne drückt wie ein weiches Kopfkissen auf die trockene Haut der Großstädte. Die Menschen verspeisen Sommergerichte wie Ziegenkäse und Melonensalat, die reptiliengleich in den Verdauungstrakt kriechen – ein, zwei Drinks später stolpert das Gericht hinterher.“ Ich bin sicher, dass der Erfinder dieses herrlichen Blödsinns seine Drinks vor dem Ziegenkäse in den Verdauungstrakt kriechen ließ.
Mut macht uns Franz Beckenbauer, auch an kompliziertere Begriffe heranzugehen. So beschäftigte er sich mit den Begriffen Liebe und Zuneigung. „ Liebe ist das Höchste, das man bekommen kann. Die kriegt er (Guardiola), wenn er Titel holt. Falls er keine holen sollte, wird aus Liebe Zuneigung“. Wer unter meinen Lesern stellt den Antrag an die Dudenredaktion, diese Definition aufzunehmen ? Was Guardiola allerdings geritten hat, für katalanische Separatisten zu werben, ist mir nicht geläufig. Er weiß, dass das von der spanischen Verfassung her nicht möglich ist. Was soll dann das Getue um populistische Affekthascherei?
Andere versuchen, mit den Begriffen „größer“ und „ansteigend“ fertig zu werden. Das ist dem Redakteur der „Sachsenheimer Zeitung“ allerdings nicht gelungen. „ Es ist festzustellen, dass der Anteil der Älteren in der Gesellschaft größer wird, während der Anteil der Jüngeren steigt“. Statistik habe ich während des Studiums immer gern gemacht. Aber alle Kunststückchen versagen beim Versuch, dem Satz einen Sinn zu geben. Knapp daneben liegt auch die „Hörzu“ mit ihrer Behauptung: „ Als Landeshauptstadt ist Kassel die drittgrößte Stadt in Hessen“. Mit einer weiteren Sottise verlassen wir Hessen: Beim Festessen für Elisabeth II. war ein Gang dem „Duett vom Kalb“ gewidmet. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Die haben das Kalb stereo hineingeschaufelt.
Unübersichtlicher wird die Situation bei der Fifa. Jetzt wird die Nachfolge Blatters erst Ende Februar 2016 geregelt. Die UEFA wollte das im November klären, die Afrikaner nicht. Da scheint die Zeit zu kurz für gewinnbringende Geschäfte zu sein. Verhaftungen führender Fifa-Funktionäre in Bolivien oder Absagen aus Brasilien für die gerade zu Ende gegangene Exekutivratssitzung aus Furcht vor Überstellungen von der Schweiz in die USA, erhellen, warum man die Fifa jetzt im US-Senat offiziell ein „ Mafiaähnliches Verbrechersyndikat“ nennt.
Der frühere Fifa-Vizepräsident Jeffrey Webb, Chef des Fußballverbandes für Nord-und Zentralamerika sowie für die Karibik, angeklagt wegen Betrug und Geldwäsche, wurde jetzt gegen eine Kaution von 10 Millionen US-$ frei gelassen. Die hat er ganz locker aufgetrieben. Er und seine Frau mussten die Pässe abgeben und dürfen sich nicht weiter als 32 km vom Wohnort (bei New York) entfernen. Möglicherweise kooperiert er mit der Anklagebehörde. Kooperiert der noch im Kittchen befindliche Marketingdirektor Aaron Davidson ebenfalls mit der Anklagebehörde, dann kann es eng werden für Sepp Blatter.
Nun erreicht uns die Nachricht, dass die Chinesen auch einmal eine Fußball-WM ausrichten wollen. Sie steuern 2026 an. Wie man das dann finanziell regelt, können sie alsbald mit Webb, Davidson und Co. besprechen. Die haben dann die gleiche Adresse, nämlich die eines US-Kittchens. Das finde ich ungemein reizvoll.
Der andere Verein, der gründlich durchleuchtet werden müsste, ist das IOC, spätestens nachdem jetzt die Entscheidung für die Winterspiele 2022 für Peking ausfiel. Ich kenne Peking. Die nächste Erhebung ist die ca. 80 km entfernte chinesische Mauer. Die Entscheidung ist ein Witz. Gleichwohl wäre Alma Ata in Kasachstan als Alternative politisch auch nicht gerade eine strahlende Alternative gewesen. Sportlich könnte man nichts dagegen sagen.
Spaß macht uns als Beobachter auch unser Alpen-Varoufakis (der Seehofer Horst) und seine Blaskapelle (CSU). Mussten sie jüngst ihre Noten zur „Wut über die verlorene Maut“ wieder einsammeln, so zeigten sie jetzt Trotz bei der Verteilung des anfallenden Atommülls. Obwohl sie am meisten produziert haben, weigern sie sich, auch nur ein Gramm zurück zu nehmen. Das sollen die auf sich nehmen, die bisher keinen Atommüll produziert haben. Das sei nur gerecht in der Verteilung. Angesichts dieser Chuzpe bleibt auch mir die Spucke weg. Wie man es macht, macht man es falsch. „ Griechenland macht Circus“, so der Horst. Prompt wies ihn Roncalli-Direktor Bernhard Paul in die Schranken: „ Was in Griechenland geschieht, ist genau das Gegenteil von einem guten Circus“.
Nach der Mautpleite wurde er nun vom Bundesverfassungsgericht wegen des Betreuungsgeldes abgewatscht. Die Karlsruher Richter haben ihm sein liebstes Spielzeug genommen. Leider müssen wir davon ausgehen, dass einer, der so daneben liegt, noch viel Ärger bereiten wird. Sein Ritter von der traurigen Gestalt (Dobrindt) startete jüngst ein Ablenkungsmanöver. Mit tief betrübtem Gesicht, einer dicken Hornbrille aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts, schaute er unbewegt in die TV-Kamera. Angezogen hatte man ihm einen mittelhellen grauen Anzug mit breitem Revers und weißen Karostreifen. Peter Frankenfeld trat vor 60 Jahren so als clowniger Unterhalter vor die Kameras. Ausdruckslos verkündete er ein Straßenförderprogramm von 2,7 Mrd. €. Hauptgewinner – wen wundert es – ist Bayern. Die sahnen ca. 25 % ab. Hauptverlierer ist – wen wundert es – NRW mit schlappen 128 Mill.€, d.h. weniger als 5 %. Das war Polit- Komik vom Feinsten.
Sie tricksen, wo sie können.
Dai Bin hat mich auf eine neue Geschäftsidee gebracht. Er ist Chef der staatlichen Tourismusakademie in Peking. Er nennt zwei Kuckucksuhren sein eigen. „ Eine habe ich mir auf meiner ersten Deutschlandreise gekauft. Die zweite haben mir neulich meine Kinder mitgebracht.“ 2014 reisten ca. 110 Mill. Chinesen ins Ausland. Davon sind mindestens 1 Million nach Deutschland gekommen. Bringt von denen jeder 10. eine Kuckucksuhr aus dem Schwarzwald nach Hause, dann sind das gut 100.000 gewesen, mit steigender Tendenz. Deshalb meine Frage an meine Karlsruher Kumpels: Schaut doch bei Euren Ausflügen zu Schwarzwälder Golfplätzen einmal nach den Uhrenmanufakturen in der Nähe. Gibt es eine als Aktiengesellschaft oder eine, an der man Anteile erwerben könnte ? Das ist doch eine sichere zukunftsorientierte Sache. Dai Bin geht davon aus, dass 2020 mehr als 200 Millionen Chinesen andere Länder überfluten. Welches Rechenmodell legen wir dann zugrunde ? Na also !
Nun sind vier Bank-Manager von SalOppenheim wegen Betrugs verurteilt worden. Einer muss sogar für 2 ½ Jahre in den Bau. Ein Witz ist das Eigentumsverhältnis. Inzwischen gehört die Bank der Deutschen Bank. Und dort sitzen Ganoven, die keinen Deut besser sind, eher schlimmer. Haben die Oppenheimer um Millionen betrogen, so zahlen die Deutsche Bank Verantwortlichen inzwischen mehr als 3 Milliarden Euro an Strafen. Und das mitten in Europa. Wo liegt da noch der Unterschied zur bandenmäßigen Kriminalität ?
Gelegentlich zwinkert auch der Fußball durch die Zeilen der Gazetten. Sie werden vor der Saison gefüllt mit Transferinformationen, wer mit wem und wie man beim Gesundheitscheck in letzter Minute durchfällt. Perfekt ist inzwischen aber der Wechsel des niederländischen Nationalspielers Robin van Persie von Manchester United zu Fenerbahce Istanbul. Dabei gibt uns Fenerbahce-Präsident Yildirim einen Einblick, wie arbeitsintensiv das Geschäft ist: „ Wir haben sehr hart dafür gearbeitet. Wir erhielten fünf Faxe, haben sechs gesendet. Schließlich war es fertig“. So schwierig habe ich es mir nicht vorgestellt.
Im eigentlich völlig überflüssigen Supercup gewann der VfL Wolfsburg gegen den FC Bayern München nach Elfmeterschießen mit 5 : 4. Es war ein gutes Spiel. Witzig war danach die Antwort Boatengs auf die Frage des Reporters, was passierte, nachdem man bis zur 89. Minute geführt hatte ? Boateng ganz trocken und analytisch einwandfrei: „ Da haben die anderen ein Tor geschossen“.
Siegbert Heid, 02.08.15