Nun reist der FC Bayern nach Madrid. Den Weg kennt er. Musste man in der Vorrunde noch suchen, wo z.B. Machatschkala liegt, so empfehle ich bei einer etwaigen zukünftigen Suche den „Kölner Stadt-Anzeiger“ nicht zu Rate zu ziehen. Die wollten uns weismachen, dass Shakira „ gerade eine Schule im armen Kolumbien eröffnet hat. Das liegt in Südafrika.“ Wir erkennen daraus, die heutigen Tageszeitungen bieten ein umfängliches Weiterbildungsangebot. Man muss es nur nutzen, auch wenn man dann vielleicht im Ernstfall auf dem falschen Kontinent landet. Die „Lausitzer Rundschau“ weist auf mir bisher nicht bekannte Kommunikationsmöglichkeiten hin: „ Bleihaltige Munition sorgt insbesondere bei den Greifvögeln für Diskussionen.“ Ich bin gespannt, was die über diesen Steilpass diskutieren. Damit nicht genug, geht z.B. das Solinger Tagblatt auf meinen Olympiabericht ein. Severin Freund’s Leistung hatte ich kommentiert. Das Tagblatt ergänzte: „ Severin Freund schloss die Augen. Und er genoss den Blick vom Podium auf die Fans.“ Mit geschlossenen Augen blicken, können wohl nur Olympiasieger.
Aber noch näher traf mich hingegen die Wilhelmshavener Zeitung mit dem Hinweis:
„ Unfallverursacher Nummer eins sind zu hohes Tempo, aber auch Bäume und Senioren.“ Hier lernen wir, dass es Bäume geben muss, die nicht still stehen, sondern sich aktiv in die StVO einmischen und dadurch Unfälle verursachen. Die Senioren als Unfallverursacher Nummer eins anzusehen, kann nur der Tastatur eines Vorurteile pflegenden Jungredakteurs entstammen. Ich erwarb den Führerschein 1960 im zarten Alter von 18 Jahren und habe seither noch keinen Schaden angerichtet, der Polizei-oder Versicherungsabläufe ausgelöst hätte.
Man sieht, um die Witzbolde in Politik und Journalistik kommt man nicht herum.
Frohe Kunde kommt aus Schalke. Dort hat man überlegt, dass die 14 – 15-jährigen Jugendspieler einen Benimmkurs absolvieren sollten, bevor sie die erste Million verdient haben und sich in entsprechenden Kreisen bewegen werden. In einem vornehmen Gelsenkirchener Hotel wurden Tischmanieren geübt. Der Gebrauch von Servietten und die Handhabe des Besteckes von außen nach innen gemäß Anordnung auf dem Tisch war ebenso Inhalt des Unterrichtes wie die Übernahme der Regel, dass man nicht mit vollem Munde sprechen soll. Das war für die meisten neu. Es könnte sonst später bei Vertragsverhandlungen zu Missverständnissen kommen. Den Abschluss bildete das Essen eines kompletten Menüs. Die Feinjustierung bedarf allerdings noch zusätzlicher Sorgfalt. Statt die Frage des Reporters, wie es gewesen sei, mit einer dem vornehmen Anlass entsprechenden fein formulierten Antwort zu parieren, meinte der Linksaußen lediglich: „Geil wars.“ Aus der Geschichte des Fußballs wissen wir, dass Linksaußen schon immer gern auffallen.
Kritisch anmahnend möchte ich deshalb den Schalker Verantwortlichen einen Aufbaukurs mit dem Thema vorschlagen: „Wie benehme ich mich auf dem Platz“? Zentrales Lernziel müsste dann sein: „ Wie pflege ich den Platz und die Zuschauer, indem ich nicht permanent auf den Boden spucke?“
Eine andere berufliche Laufbahn hat jetzt die Merkel Angela für ihre Freundin Anette Schavan vorgesehen. Nach der Aberkennung der Promotion wegen Täuschung hat die Dame weder einen beruflichen Abschluss noch eine diplomatische Ausbildung. Ich kann nachvollziehen, dass man sie von höchster Seite nach Rom schickt, damit sie im Vatikan beichten kann. Außer einer Karriere als Berufskatholikin hat sie wirklich nichts vorzuweisen. Akzeptieren wir auch, dass Angela Merkel nicht nur Hoeness, sondern auch ihr hohen Respekt zollt. Aber deswegen muss sie doch nicht gleich als Botschafterin versorgt werden.
Ein Aufreger hoher fußballerischer Klasse war in der spanischen Liga der 227. Classico zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona ( 3 : 4). Das 2. Tor von Barca degradierte Reals Recken in der Abwehr zu Slalomstangen u.a. für Messi, der drei Tore schoss. Nach dem Spiel erkannte Ronaldo dunkle Verschwörer, die am Werk seien, um Real die Meisterschaft zu nehmen. Danach habe der Schiedsrichter im Auftrag der Verschwörer gehandelt. Ich habe von diesem nur eine klare Fehlentscheidung gesehen. Das Foul von Dani Alves verlegte er von außerhalb in den Strafraum. Den fälligen Elfmeter verwandelte Ronaldo zum 3 : 2.
In einem Punkt unterscheiden sich der BVB und Barca nicht. Gegen beide schoss Real in Madrid drei Tore. Dabei kamen die besten Vorlagen für die Tore von den Borussen selbst. Im Gegensatz zu Barca, das erfolgreich dagegen hielt, gelang den Dortmundern leider nicht ein einziges Törchen. „Nach Dortmund kommt Real mit voller Kapelle“, meinte Jürgen Klopp vor dem Rückspiel in Dortmund. Nur Ronaldo fehlte. Rolls Reus spielte makellos, bis auf die peinliche Schwalbe im Strafraum. Hätte Chancentod Mchitarjan nur eine seiner drei Großchancen verwandelt, wäre man vielleicht im Halbfinale mit dabei gewesen.
Dortmund ist bei den „Dickschiffen“ der Champion’s League aus Madrid, London, Barcelona oder München angekommen. Das Preis-Leistungsverhältnis bei einem Etat von 70 Mill. € ist unübertroffen. Die Scheichs aus Quatar zahlen z.B. an PSG Paris jährlich 200 Mill. € allein für Trikotwerbung. Das ist für mich ein eklatanter Verstoß gegen das vereinbarte „Financial Fair Play“. Vorbildlich ist beim BVB, wie Trainer Klopp immer wieder junge Spieler aus dem Hut zaubert.
Hohen Respekt gebührt dem palästinensischen Fußballmeister, der jetzt in der asiatischen Champion’s League spielen darf. Die Mannschaft kommt aus einem kleinen Dorf und stammt allesamt aus einem Familienclan. Im Gegensatz zu anderen Mannschaften werden sie aber bei wichtigen Spielen von ihrem geistlichen Oberhaupt, dem Imam, begleitet. Die Älteren erinnern sich an den italienischen Film „Don Camillo und Peppone“. Damals wurde die Dorfmannschaft vom Pfarrer nach vorne getrieben, notfalls mit einem unterstützenden Tritt in den Hintern. Ob dem Imam mit seinem langen Kaftan ähnliches gelingt, wage ich allerdings zu bezweifeln. Schade dass sich Weihbischof Puff (Erzbistum Köln) nicht im Fußball engagiert. Bei Auswärtsspielen würde seine Teambegleitung sicher positiv sein, zumal er nach dem Spiel namensbedingt mit seiner Entourage in jedem vornehmen Edeletablissement freien Eintritt erhielte.
Kaum gibt es im Fußball eine ruhigere Zeit, weil Bayern München am 27. Spieltag zum gefühlten 150. Mal Deutscher Meister wurde, schon springen die Funktionäre in die Bresche. Jeder dachte, dass mit der Einführung der Torlinientechnik durch den Weltfußballverband FIFA bei der WM 2014 in Brasilien der Weg vorgegeben ist. Nicht mit uns, dachten die deutschen Vereinsvertreter und verweigerten der Einführung die Zustimmung. So ein Fall käme alle Schaltjahre vor und würde zu viel kosten. Letzteres ist Unfug, wenn man an die in der Branche üblichen Gehälter und Ablösesummen denkt. So bleibt nur die englische Premier League mit flächendeckender Torlinientechnik, auch Falkenauge (hawk eye) genannt. Das Wembley-Tor von 1966 zum 3 : 2 für England, das Deutschland die Weltmeisterschaft kostete, war nach einem 2006 entdeckten 35-mm-Film kein Tor. Das hat man vergessen.
Stellen wir uns vor, UEFA-Präsident Platini betritt sein Schweizer Büro. Post von kleineren europäischen Fußballverbänden beklagen den Mangel attraktiver Gegner . Was macht ein Präsident? Er ruft seine Truppe zusammen und eröffnet : „ Jungs und Mädels, wir müssen uns etwas in Richtung einer „truie que met d’oeufs avec une pelote de lains“ einfallen lassen“ (Eierlegende Wollmilchsau). Klar doch, kommt die Antwort, „wir machen eine Nationenliga für Nationalmannschaften. Das ist noch eine Europameisterschaft, sie heißt nur anders. Den Zuschauern im Stadion und vor den Fernsehgeräten ist das gleich. Wir sichern uns die zentrale Fernsehvermarktung, was der eigentliche Kern des Vorhabens ist.“
Erfahren im undurchsichtigen Geschäft auf internationaler Verbandsebene gibt Platini seiner Truppe den Hinweis mit auf den Weg: „Wir machen das wie bei einem deutschen Kegelclub. Wir setzen das Thema ohne Vorwarnung auf die TO und lassen gleich beschließen.“ Man glaubt es nicht, aber genau so lief das. Eigentlich war der DFB dagegen, sah aber wie das mehrheitlich lief. Was man nicht verhindern kann, muss man begrüßen. Der DFB stimmte zu. Niersbach als DFB-Vorsitzender wollte wohl keine Optionen für spätere höhere Ämter verlieren. Der Platini hat es echt „drauf“. Dann spielen die Großen wie gehabt wieder gegen die Kleinen statt gegen Brasilien oder Argentinien. Für die Südamerikaner ist dann im Terminkalender kein Platz mehr. Von Nyon am Genfer See hörte man bis hierher die Champagnerkorken über den Coup knallen.
Beim Spiel der Bayern in Manchester war der Spanier Velasco Carballo an der Pfeife. Meinen unabweisbaren Hautausschlag bekam ich in der 2. Halbzeit. Gegen den Sportkameraden Schweinsteiger produzierte Rooney eine gekonnte Schwalbe. Der Pfeifenmann stellte nun nicht Rooney vom Platz, sondern Schweinsteiger.
Beim Rückspiel mauerte die Manchester-Truppe mit häufig 10 Spielern im eigenen Strafraum. In jeden Schuss warf sich ein Verteidiger. Das war „richtiges Steineklopfen“, meinte ein erleichterter Belá Rethy.
Innerhalb von 19 Minuten zeigten die Münchener, was sie drauf haben. Die drei Tore der Bayern gegen Manchester ( 3 : 1 ) war schon Extraklasse. Mit zuerst Auswärts gegen Real M. haben die Bayern das günstigste Los für das Halbfinale gezogen.
Leider muss auch das Fehlverhalten eines deutschen Nationalspielers festgehalten werden. Kruse (MönchenGladbach) produzierte im Nürnberger Strafraum eine Schwalbe. Er äußerte sich mit den Worten: „ Ich hatte das Gefühl, dass er (Gegenspieler Frantz) mich trifft.“ Er hatte das Gefühl. Besser kann man seine eigene Lüge nicht bestätigen. Allein deshalb würde ich Kruse erst dann mit nach Brasilien nehmen, wenn er verspricht, diese Unsportlichkeit zu lassen.
Dann sahen wir im April eine echte Neuerung: Im Spiel des BVB vs. Wolfsburg 2 : 1 gab es einen doppelten Lattenschuss. Der Kunstschütze war der Wolfsburger Olic. Er knallte den Ball so heftig unter die Latte, dass er nicht nur vor der Linie aufsprang, sondern noch ein zweites Mal an die Latte krachte, ohne ins Tor zu fallen. Bei Pfostenschüssen habe ich das schon zweimal gesehen. Dort flitzte der Ball vom rechten Pfosten vor der Linie entlang an den linken und rollte dann in Richtung Elfmeterpunkt. ARD-Sprecher Optenhögel wartete seinerseits mit einem neuen Begriff auf. Darmstadts Spieler Sirigu nahm am eigenen Strafraum den Ball auf und raste über 75 Meter schneller als alle anderen in Richtung des gegnerischen Tores. Keiner konnte ihn dann auch am erfolgreichen Abschluss zum 0 : 2 Sieg in Münster hindern. Er erhielt sofort ein neues Amt vom Fernsehmann: „ High Speed Beauftragter“. Dieser Ritterschlag hat mir gut gefallen.
Siegbert Heid im April 2014